Nicht erst nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten kamen Emigranten nach Palästina: Schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhundert wanderten viele Juden aus anderen Teilen der Erde ins heutige Israel aus. Bis zur Staatsgründung 1948 gab es fünf Einwanderungswellen, die sogenannten Alija (Plural: Alijot).
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Beginn der Einwanderung Ende des 19. Jahrhunderts
Zwischen 1882 und 1903 kamen vor allem Juden aus Russland und Rumänien nach Palästina, da es in dieser Zeit insbesondere im Süden Russlands einige antisemitische Pogrome gab. Sie ließen sich in einem damals noch recht dünn besiedelten Gebiet nieder und gründeten erste Ortschaften. Laut Zahlen der Bundeszentrale für politische Bildung kamen während dieser Einwanderungswelle rund 25.000 Menschen nach Palästina.
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Von 1904 bis 1914Â folgten weitere 40.000 Menschen. Auch diese kamen mehrheitlich aus Russland. Der Hintergrund waren auch hier antisemitische Ãœbergriffe, viele waren aber auch mit den sozialen Reformen in Russland unzufrieden.
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Auch während der dritten Alija kamen zwischen 1919 und 1923 viele russische und polnische Juden nach Palästina. In dieser Zeit wanderten rund 35.000 Menschen ein. Ab 1924 stieg die Zahl der Emigranten deutlich an: Von 1924 bis 1931 kamen nochmals 80.000, vor allem osteuropäische Juden, in Palästina an. Damals waren die wirtschaftlichen Möglichkeiten für Juden in Palästina bereits sehr gut und auch die jüdische Infrastruktur war schon sehr weit entwickelt.
Zuflucht in Israel ab 1932
1932 begann die größte Einwanderungswelle: Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten kamen bis 1939 rund 200.000 Juden nach Palästina und suchten im heutigen Israel Zuflucht. Neben deutschstämmigen Juden kamen zu dieser Zeit aber auch viele Juden aus arabischen Ländern wie dem Jemen oder dem Irak nach Palästina. Zwischen 1939 und 1945 gelang nochmals 70.000 europäischen Juden die Flucht vor den Nationalsozialisten. Neben deutschen Juden kamen damals auch Tausende aus Polen, Rumänien oder der Tschechoslowakei nach Palästina.
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Zu dieser Zeit waren die Einreisebestimmungen in Palästina bereits sehr strikt. Neben der schwierigen Flucht aus Europa war damit mitunter auch die Einreise in Palästina nicht einfach. Dennoch stieg die jüdische Bevölkerung in Palästina vor der Staatsgründung 1948 auf mehr als 600.000 Menschen an.
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Schon vor Ende des 19. Jahrhunderts lebten bereits einige Juden in Palästina. Viele hiervon waren Nachfahren von Juden, die im Mittelalter aus Spanien vertrieben wurden. Rund 20.000 Menschen lebten Ende des 19. Jahrhunderts in jüdischen Gemeinden in Palästina. Hinzu kamen damals rund 400.000 arabischstämmige Menschen.
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Einwanderung nach der Staatsgründung
Nach der Staatsgründung Israels kamen erneut Zehntausende Menschen nach Israel. Hierunter waren nicht nur Holocaust-Überlebende aus Europa, sondern auch viele Juden aus arabischen Ländern. Bis 1952 kamen nochmals rund 600.000 Menschen nach Israel, sodass sie sich die Bevölkerungszahl innerhalb weniger Jahre verdoppelte. Bis heute ist Israel ein Einwanderungsland. So gingen beispielsweise auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende der Sowjetunion nochmals viele Menschen aus Osteuropa nach Israel.
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Im Laufe der Jahrhunderte war das heutige Israel also für viele Menschen ein Zufluchtsort und wurde zur neuen Heimat. Allerdings lässt sich insbesondere mit Blick auf die vergangenen 50 Jahre eine demografische Veränderung feststellen. Bis in die 1970er Jahre stellten europäische Juden in Israel die Mehrheit. Dies hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, sodass auch der europäische Charakter des Landes schwächer geworden ist.
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